Donnerstag, 17. August 2017

Jedem seine Angst

Liebes Coaching Tagebuch!
Jetzt habe ich ja doch schon einige Jährchen auf meinem Buckel und bin vielen verschiedenen Menschen begegnet, die ich im Laufe der letzten 2 Jahrzehnte betreut, beraten und begleitet habe. Ich habe das Gefühl, dass jede Gesellschaft und jedes Zeitalter von seiner ganz speziellen Angst begleitet wird. Ohne Angst lässt es sich offenbar nicht leben.

In meiner Kindheit hatte ich Angst vor schlechten Noten, von den Eltern oder LehrerInnen ausgeschimpft, von den MitschülerInnen ausgegrenzt zu werden. In der Pubertät war das Aussehen sehr wichtig. Bin ich hübsch, schlank genug? Nach der Matura machten sich bezüglich Studium Versagensängste bemerkbar. Bin ich intelligent genug für ein Studium?
Auch bei der Partnerwahl tauchte immer wieder die Frage auf, ist das der Mann meines Lebens. Will ich mit diesem Menschen meine Zukunft verbringen. Angst etwas zu versäumen, den noch besseren Partner kennen zu lernen, war ein großes Thema.
Endlich alleine in der eigenen Wohnung zu leben, diese gewonnene Freiheit tatsächlich aufgeben?

Weil der Umgang mit diffuser Angst nicht einfach ist, legte ich mir eine konkrete zu!
Angst ist menschlich. Unsere Vorfahren hatten Angst bei Gewitter, Angst, Fehler zu machen, zu scheitern. Es gibt die Angst vor dem Tod, vor dem Leben, Angst vor der Angst. Angst ist stark. Angst ist unbesiegbar. Angst kennt nicht einmal soziale Grenzen.  Dabei ist sie wissenschaftlich nicht widerlegbar, rechtlich nicht regulierbar und passt sich dem Zeitgeist an.
Jede Gesellschaft hat ihre eigene Angst. Arbeitslosigkeit, Bankenkrise, Flüchtlinge, Krebs...
Aber warum und woher all die Angst in einer Zeit, in der es uns so gut geht wie nie?
Den Wohlstand, die Sicherheit verlieren zu können, macht uns alle Angst.
Je mehr du hast, desto grösser ist die Angst, etwas zu verlieren. Ich muss heute bedeutend mehr arbeiten, um mir meinen Status zu leisten. Das Haus, ein gewisses Auto, die Pferde, Reisen, ein paar andere Statussymbole müssen erhalten werden. Dies zu verlieren macht Angst.
Schuld ist auch meine neu gewonnene Freiheit, die immer mehr Möglichkeiten eröffnet – und mich mit ebenso vielen, oft widersprüchlichen Ansprüchen und Erwartungen konfrontiert. Die Freiheit, theoretisch alles tun zu können, ist auch eine Belastung. Tue ich wirklich das Richtige? Sollte ich noch zusätzlich dies oder jenes ins Auge fassen?
Die Frage ist: Gibt es ein Mittel gegen die Angst, gegen die alltäglichen und die nicht alltäglichen Ängste? Da jedoch letztlich auch Gesetze gegen die Angst machtlos sind, bleibt nur der Umgang mit ihr. Weil das aber nicht ganz einfach ist, versuchen es viele mit einer selbstgewählten Angst: Menschen fürchten sich plötzlich vor Laktose oder Glukose in Lebensmitteln, vor Hunden, Terroranschlägen und erfinden immer neue Risikosportarten, die einen wahren Boom erleben. Diese Art der Angst ist konkret, kontrollierbar – und lenkt von der diffusen Angst ab, weil sie für einen Moment zumindest vermeintlich Sicherheit schafft.

Sich der Angst aussetzen, der erste Schritt
In meinen Coachings erkläre ich zu Beginn immer die Funktion der Angst. Wir Menschen sind von Natur aus darauf programmiert, Angst zu haben. Genau wie unsere Pferde oder Tiere im Allgemeinen. Lebewesen reagieren auf Gefahr und Bedrohung mit Erstarren oder Flucht. Das hat uns allen das Überleben gesichert. Erstarren oder Flucht, Resignation oder Aktionismus, Panik oder Depression. Der Vorteil der Menschen ist, dass sie den Mechanismus verstehen und durchbrechen können.
Pferde reagieren zunächst mit Flucht. Um aber auch zeitgerecht flüchten zu können, Ressourcen schonend einzusetzen, müssen sie ihre Umgebung mit allen Sinnen wahrnehmen. Das haben wir Menschen verlernt. Unsere selektive Wahrnehmung hindert uns oft daran, die richtige Entscheidung zu treffen. Das können wir im Umgang mit Pferden lernen und von ihnen profitieren.
Der beste Weg gegen die Angst, ist die Konfrontation mit ihr. Angst erkennen, sie benennen, bedeutet offener und beweglicher im Umgang mit ihr zu werden.
Auch hier können wir von Tieren lernen. Lernen durch Nachahmung ist nachhaltig.
Ich habe meinen Pferden gegen die Langeweile einen großen Ball gekauft. Diesen habe ich zu ihnen auf die Koppel gerollt. Zuerst haben alle mit Flucht reagiert. Nicht panisch, nicht weit, ressourcenschonend eben. Von der Ferne wurde dieses grüne Monster begutachtet. Schließlich hat doch die Neugierde gesiegt und vorsichtig haben sie sich dem Ball genähert. Ganz natürlich haben sich die Fellnasen mit ihrer Angst konfrontiert und den Ball inspiziert, für ungefährlich befunden und dann sogar damit gespielt. Heute ist dieser Ball etwas bekanntes, natürliches und kein Thema mehr. Hätte ich nach der anfänglichen Flucht den Ball entfernt, wäre die Furcht nur bestätigt worden.
Willst auch du dich einigen Angst Themen in deinem Leben stellen, nütze die Erfahrung und die Begleitung der Pferde.
Nähere Informationen und Kontakt: ar@estutgut.com
www.estutgut.com

Donnerstag, 3. August 2017

schlechtes Gewissen, mein treuer Begleiter

Liebes Coaching Tagebuch!

Die Hitze macht mich völlig fertig. Ich habe das Gefühl kaum atmen zu können. Jede Bewegung, jeder Schritt muss im Moment gut überlegt sein. Ich weiß gar nicht, wie oft ich mich täglich dusche und umziehe. Bereits um 05:00 morgens hat es eine Affenhitze und es fällt mir schwer, dass relativ kühle Haus (derzeit 25 Grad) zu verlassen. Um die Hunde auszuführen kann ich mich dann doch aufraffen. Wäre ich nicht so pflichtbewusst, würde ich wahrscheinlich nicht mal das tun. Also gehen wir zum See, schwimmen ein paar Runden und kehren etwas abgekühlt zurück ins Haus. So weit, so gut. Wären da nicht die pferdegestützten Seminare, meine Leidenschaft und großes Standbein unseres Business.
Auch wenn wir die Möglichkeit haben in einer überdachten Scheune oder im Schatten zu arbeiten, ist es trotzdem im Moment für alle Beteiligten sehr grenzwertig. Bei nahezu 40 Grad im Schatten und einer Luftfeuchtigkeit von 75% ist es für die TeilnehmerInnen wirklich schwierig sich zu konzentrieren. Auch für die Pferde ist es eine Belastung, auch wenn sie keine sportlichen Höchstleistungen bringen müssen. Und zu guter Letzt sind da auch noch wir als Trainer und Coaches. Deswegen habe ich mich dann langem Hin und Her entschlossen 4 Tage „blau“ zu machen. Zum Wohle aller wurden die Seminare verschoben. Ich denke, auch die TeilnehmerInnen und Unternehmen waren über diese Hitzeferien dankbar. Dennoch plagt mich das schlechte Gewissen.
Wie ein Terrier hat sich das schlechte Gewissen in meinem Leben festgebissen. Gefüttert vom Pflichtbewusstsein, denn eigentlich müsste ich als Unternehmerin jeden Termin, jede Chance nützen. Das Gewissen ist mein moralischer Kompass. Im Laufe des Lebens wurde es mit den Regeln und Werten ausgestattet. Das Gewissen lässt mich zwischen richtig und falsch unterscheiden und warnt mich vor möglichen Fehlern und Dummheiten und erfüllt somit einen gesellschaftlichen Nutzwert.
Auch wenn mein Gewissen einen positiven Effekt hat, ist es dennoch auch oft hinderlich. Wie werde ich dies in vernünftigen Situationen los? Ich weiß nämlich, dass die Entscheidung der Hitzeferien absolut richtig ist.
5 Tipps diese loszuwerden
1. Ich bin nicht perfekt.
Immer an alles zu denken. Allen gerecht werden. Auch ich bin nur ein Mensch. Nach Perfektion zu streben, macht unglücklich und setzt unnötig unter Druck.
2. Die Welt dreht sich auch ohne mich.
Besonders in meinem Job habe ich ein überzogenes Verantwortungsgefühl. Ich fühle mich allein verantwortlich dafür, dass der Laden läuft. Zum Teil bin ich das auch, aber eben nur zum Teil.
3. schlechtes Gewissen ist nur eine Orientierungshilfe.
Ich lasse mich von meinem schlechten Gewissen kritisieren, aber nicht tyrannisieren. Mein Gewissen ist dafür da, mich darauf aufmerksam zu machen, dass etwas schiefläuft. Doch ich entscheide, wann ich zuhöre.
4. Im Hier und Jetzt
Ich werde viel verpassen, wenn ich nie den Augenblick genieße. Ich brauche diese Auszeiten - und haben diese auch verdient.
5. Es geht um mich.
Wer immer nur an andere denkt, der vergisst sich selbst. Ich gönne mir ein bisschen Egoismus.
Und all diese Tipps habe ich befolgt. Ich habe die Tage am See mit den Hunden genossen.
Am Abend durften die Pferde auf die schattige Weide und eine ausgiebige Dusche wurde dankbar angenommen.
Lästige und längst überfällige Büroarbeiten wurden spät abends erledigt, denn ich habe keinen „nine till five“ Job. Ich darf selbst wählen, wann ich vorm PC sitze und Angebote und Buchhaltungskram erledige.
Mein treuer Begleiter, das schlechte Gewissen hat mich zwar noch nicht ganz verlassen, aber er befindet sich auf Distanz.
Wenn auch du unter Schuldgefühlen leidest und diese loswerden möchtest, dann bist du bei EsTutGut genau richtig. Wir arbeiten übrigens auch ohne Tiere, ganz klassisch, systemisch in der Lebens- und Sozialberatung. Schreibe mir ar@estutgut.com, ich freue mich von dir zu lesen.
www.estutgut.com